• BeatNet

Ava Music Group PRISM Drums Lite Kontakt WAV [FREE]

A collection of curated mix-ready drum samples designed for today’s modern productions. 6 drum kits into 1 instrument : Modern Pop drum kit, Retro Pop Drum kit, Trailer kit, Indie Pop kit, Hip-hop kit and Lofi Kit. Compatible with the FREE Kontakt player (version 7). Fully NKS compatible. Curated and…

Continue reading/Weiter lesen

Full Bucket Music FB-3300 v1.2.5 (Korg PS-3300) x64 x86 VSTi VSTi3 AU AAX CLAP WiN MAC [FREE]

The FB-3300 is a software instrument simulating the KORG PS-3300 Polyphonic Synthesizer from 1977. It is written in native C++ code for high performance and low CPU consumption. Main features are: Close emulation of behavior and all controls of the original hardware Three independent polyphonic synthesizer blocks Band-limited oscillators, classic two-pole…

Continue reading/Weiter lesen

Full Bucket Music Bucket ONE (Crumar BIT 01/99 Synthesizer) v1.1.1 x64 x86 VSTi VSTi3 CLAP AU AAX WiN MAC [FREE]

The Bucket ONE is a software synthesizer plug-in for Microsoft Windows (VSTi2/VSTi3/CLAP/AAX) and Apple macOS (VSTi2/VSTi3/AU/CLA0/AAXP) simulating the classic Crumar BIT 01/99 synthesizers from 1985. It is written in native C++ code for high performance even on „lighter“ systems. Main features are: Close simulation of the original hardware Visual sound…

Continue reading/Weiter lesen

Der Frustrator

Die Belgrader Straße, in der ich wohne, hat viele dominante Bewohner. Man fragt sich, wen all die Alphawesen überhaupt dominieren wollen. Es müssten Wesen ohne eigene Dominanz sein und die sind in der Straße selten. Autofahrer preschen dieselbe runter, als wären Fußgänger Straßendreck. Fußgänger kratzen sich in der Straßenmitte so konzentriert am Hodensack, dass sie dafür stehenbleiben. Autos haben keine Hoden, müssen nicht ernst genommen werden. Wollte die Straße einen Diktator wählen, gäbe es nur Kandidaten und keine Wähler.

Und doch ist einer, welcher dieses Unbedingt auffallen unendlich sanft … nein, falsch abgebogen, das war Rilke. Einer ist da, muss es heißen, welcher dieses Gerangel mit einer Mischung aus Hartnäckigkeit und unerschütterlichem Glauben an sich selbst seinerseits dominiert. Dieser eine verdient es, als Herrscher der Straße angesprochen zu werden, und ist überraschenderweise ein Hund.

Welche Definition von Herrschaft willst du? Immer das letzte Wort behalten. Sich in alles und jedes Verhalten anderer einmischen. Keinen Anspruch neben dem eigenen anerkennen. Der Hund unseres Nachbarn erfüllt sämtliche Kriterien für Herrschaft. Ausgeübt wird diese von ihm durch Bellen. Gerne bellt er anlasslos. Zum Beispiel morgens früh um halb fünf, wenn in dieser Straße kein Mensch, kein Hund und keine Maus unterwegs ist, bellt er. Wie tut er es? Ich würde sagen: nachdrücklich. Jedes einzelne Wau ist ihm wichtig, weshalb er zwischen den Einzelwauen kurze Kunstpausen macht. Wie Eltern, die der Nachkommenschaft eine Mitteilung einhämmern wollen: Jeder Hammerschlag muss sitzen, jedes Wort, jedes Wau so präzise, dass man denkt: Dies Wau war  wirklich unvergleichlich eindrucksvoll. Was nie stimmt, weil das nächste immer noch bedeutender ausfällt.

Denkt zumindest der Hund und kriegt nicht genug von seiner Bedeutung. Bis ihm plötzlich ein Wau verrutscht. Kriegen Hunde Stimmbruch? So klingt jedenfalls das meinetwegen achtunddreißigste Wau und der Hund merkt: Mist, der eine Patzer kratzt an der Würde meiner Rede mehr als die siebendreißig Treffer vorher zu ihr beigetragen haben. Was mach ich bloß? Die Antwort lautet: Weiter. Nur die Länge des Vortrags bietet die Aussicht, den Patzer beim Publikum in Vergessenheit zu bringen, in Kombination damit, dass fortan alles klappt. Was es nie tut – da capo al infinito. Der Spaß kann dauern.

Wer übrigens fragt, woher ich wissen will, was der Hund denkt: Für sowas hat man seine Wahrheitsdrohne.

Der Hund wiederum hat für sein Bellen seine Gründe. Achtzig Prozent der Performance sind nicht anlasslos – wenn auch ansatzlos. Ein Fehlverhalten, das sich in Gegenwart des Hundes vorzukommen erlaubt, braucht eine Antwort. Der Hund bellt noch ein Achtel lustvoller, als wenn er einfach so bellen muss, weil man ihm den Anlass verweigert. Beispiel: Ein fremder Hund, der die Straße daherläuft und unter dem Balkon des Nachbarhundes die Frechheit des Bellens hat. Das macht der nicht noch mal! Beziehungsweise das macht der noch ganz viele Male hintereinander, weil er jedes Mal, dass der Nachbarhund sein „Schluss jetzt!“ bellt, sein „Nee, noch nicht!“ dahintersetzen muss. Und trotzdem ist irgendwann Schluss. Denn der Fremde muss weiter und der Nachbarhund nicht, der wohnt hier. Der kann länger. Der hat immer das letzte Wau. Und das wars doch, was er von Anfang an sagen wollte Herrgott. Hätts der Fremdköter mal nach dem ersten Wauwechsel eingesehen. Oder die Katze steht nachts vor unserem Haus und will rein, warum auch immer. Sie macht ein weinerliches Geschrei, das hat sie von den Babys und Kleinkindern in der Straße gelernt. Es wirkt. Ich will sie sofort reinlassen, bin aber zu müde aufzustehen und warte erst mal, was der Hund sagt. Er bellt. Mitten in der Nacht hat keine Katze Lärm zu machen. Das lernt sie einmal. Zweimal. Dreimal. Die Katze gibt auf. Ehrlich, so dringend kanns doch dann nicht gewesen sein. Bleibt sie eben draußen. Brauchen wir nicht alle diese Momente, wo unseren Ansprüchen mal Grenzen gesetzt werden? Ich mag in diesem Moment den Nachbarhund. Genüsslich drehe ich mich im Bett um und vergesse die Schreie der eingesperrten Anti-Lithium-Protestler, ääh der Katze, als hätte es sie nie gegeben. Das Leben kann so einfach sein.

Als mich gegen Morgen ein Hustenreiz packt, drücke ich meinen Kopf ins Kissen. So ein Husten, frei rausgelassen, kann als Geräusch verwechselt werden. Ich will keinen Ärger. Ich muss Dominanz nicht herausfordern. Ich bin der Nachbar. Ich akzeptiere meine Grenzen.

Der Name des hiesigen Staatspräsidenten ist übrigens dem Geräusch, das der Nachbarhund macht, nicht unähnlich. Er kommt kraftvoll aus den Tiefen der Manneskehle. Und bricht dann ab wie die Stimme eines Jungen im Stimmbruch. Oder wie ein Klaps, den die Ehefrau dem Mann auf das dauerredende Mundwerk gibt. Zwischen den Fingern witscht noch etwas Luft durch. Dann ist Ruhe im Hause Vučić.

Was zusammenhält

Was ist Kultur? Die von Herder und Hegel bis Derrida und Eribon oft gestellte, ebenso oft verkomplizierte Frage beantwortet sich einfach: Kultur ist, was Sommerpause macht – minus Politik. Die Wahrheitsdrohne weiß das, ist pünktlich weggeflogen. Was bleibt mir als ihr nachzureisen? Ins 2024 zum dritten Mal in Folge und überhaupt mit Abstand am häufigsten als „lebenswerteste Stadt der Welt“ vom britischen Economist ausgezeichnete Wien geht es. Ich will wissen: Wer oder was macht Wien so lebenswert?

Am Abend meines Ankunftstags besuche ich die nächstgelegene Grünfläche: den Rathauspark. Operngesang erfüllt ihn. Wie das? frage ich einen Mann, neben dem auf der Parkbank zwei Rucksäcke stehen – ein Durchreisender. Ich frage erst, als er seinen von der Hochkulturkonkurrenz ungerührten Mundharmonikavortrag erstmals unterbricht. Open-Air-Kino sei das, nicht live. Das muss ich mir anschauen. Hinter der nächsten Baumgruppe sehe ich die Leinwand, davor Hunderte Kinder, Eltern, Hunde. Einträchtig und kostenlos genießt man, was sich am Originalschauplatz keiner leisten könnte. Die Stadt bezahlt, Abend für Abend. Was ich erst am nächsten Morgen erfahren werde: Gleichzeitig läuft am Karlsplatz, fünfzehn Fußminuten entfernt, das nächste Umsonst-und-Draußen-Spektakel: Wiens Popfest. Vier Seiten im Falter, der ‚Zeitung Sprizz‘, umfasst das Line-Up, vier Tage und Nächte Halligalli, bezahlt hauptsächlich von der Stadt. Wäre ich einen Tag früher angereist, hätte ich Nino aus Wien gehört – ein Traum. Die Wirklichkeit: Am nächsten Tag gehe ich wieder in den Rathauspark mit dem Plan, hernach das Popfest heimzusuchen. Es kommt anders. Von der Leinwand und der stadiontauglichen PA dröhnt ein volles Coldplay-Livekonzert und danach geht die Party an den umliegenden Bier- und Würstlständen erst so richtig los. Wunschlos schwänze ich das Popfest.

Was man zwischendurch mal muss, geht in Wien unfassbar einfach. Überall gibt es öffentliche WCs. Und die verstecken sich nicht (wie in den Einkaufszentren von Frankfurt, das sonst gar keine hat), sondern stellen an den Straßenecken Schilder auf, die zu ihnen hinführen. Wiederauffüllen kann man sich an den unzähligen Brunnen und Trinksäulen. Die tropischen Augustnächte und -tage lang versprühen Masten auf Knopfdruck frisches Aerosol. Das Ruhedürfnis stillen flächendeckend Bänke und Einzelstuhlpaare. Extrabreit sind die und nicht volkspädagogisch abgeschrägt wie in Frankfurt: damit man keine Bierflasche draufstellen kann. Einträchtig steht die Gastronomiebestuhlung neben der öffentlichen an der Gasse – soll doch jede/r selbst entscheiden, wo er oder sie sitzt. Man ist hier so gut zu mir! Und „man“ heißt ein ums andere Mal: die Gemeinde Wien.

 

Herumgesprochen dürfte sich haben, was die für das Wohnbedürfnis tut, schon seit über hundert Jahren. Klafft in der atemberaubenden k.u.k. Zuckerbäckerbebauung eine Lücke, die von einem unansehnlichen Behelfsbau gefüllt wird, dann schämt man sich für den nicht, sondern schreibt in fetten roten Lettern drauf: „Wohnhausanlage der Gemeinde Wien, erbaut in den Jahren xy“. Wie ein Mantra grüßt der Spruch den Straßenbahn Fahrenden vielhundert Mal. Die große Zeit des öffentlichen Wohnungsbaus kam nach dem Ersten Weltkrieg, als fortschrittliche Architekten und Verwaltungen den Bedarf arbeitender Menschen zum Maßstab machten, ganze Stadtviertel ein modernes Aussehen annahmen und dabei mit Kindergärten, Gemeinschaftshäusern, Grünflächen und Kunst am Bau vielfältigen Bedürfnissen nachkamen. Frankfurt war damals Wiens Schwesterstadt in der Architekturrevolution. Die oberbürgerlichen Meisterspekulanten der letzten Jahrzehnte, gern SPD, traten das in die Tonne namens Vergessenheit.

 

Ich fahre mit der U4 zur Endhalte Heiligenstadt, stehe vor dem Karl-Marx-Hof, der berühmtesten Wohnanlage des „roten Wien“. Mein Stadtführer zeigt mir das Bild einer reliefierten Keramikfigur und nennt sie „der Sämann“. Ich frage mich zu der Figur durch und stutze: Die Figur sät nichts, sieht auch nicht aus, als besäße sie das Nötige. Die Hände greifen dahin, wo Hosentaschen wären, hätte die Figur genug an, woran Taschen zu befestigen wären. Bettelarm ist der Mann. Seine Hände machen die Geste der Armut: Sie drehen leere Hosentaschen um. Nein, der richtige Sämann steht dreißig Meter weiter vor dem Haus, ist eine Bronce und wurde 1920 von Otto Hofner geschaffen. Ein hübscher, durchtrainierter Bursche, erinnert von fern an Michelangelos David, womit das Tuch, aus dem er sät, auch ein Beutel sein könnte, in dem Steine warten würden darauf, auf gepanzerte Gegner geschleudert zu werden. Der kecke, freistehende Säman erntet zehn Jahre später vom vorerwähnten Keramiknachbarn an der Hausfassade Widerspruch. Josef Franz Riedels Figur von 1930 heißt zwar „Befreiung“, was insofern stimmt, als die Eisenringe um den Hals und um die Handgelenke nicht mehr durch eine Eisenkette verbunden sind. Das wars dann aber auch mit der Freiheit. Bettelarm ist der Mensch und die Stigmata seiner Sklaverei trägt er weiter mit sich herum.

Wenige Jahre später, im Februar 1934 erlangt der Karl-Marx-Hof traurige Berühmtheit, als hier die blutigsten Auseinandersetzungen stattfinden zwischen bewaffneten Arbeitern und den Truppen der Dollfuß-Diktatur. Bundesheer und Heimwehr müssen die Wohnanlage mit Kanonen beschießen, erst dann geben Kommunisten und Republikanischer Schutzbund auf. Unlängst, im Juni 2024 wurde am Karl-Marx-Hof wieder geschossen. Sieben Schüsse sollen es gewesen sein, aufgeklärt ist die Sache bisher nicht. In einigen Wiener Parks kam es in letzter Zeit zu Messerstechereien zwischen ethnisch diversen Gruppen von Jugendlichen, um Fragen der ethnischen Zugehörigkeit. Dahinter wuchern Ängste vor Entrechtung, falls Österreich mit den Nationalratswahlen im September nach rechts umkippen sollte. Die Regierungen des Bundes und der Länder haben gemeinsam die Versorgungsstandards für Flüchtlinge gesenkt. Wien macht da nicht mit, zahlt weiter wie bisher. Ob all die Wohltaten für den Stadtsäckel denn bezahlbar seien, frage ich beim Wein den studierten und berufserfahrenen Betriebswirt, dessen Gast ich bin. Wenn es den Zusammenhalt der Menschen fördere, sei das Geld bestens angelegt, meint der.

Ich erlebe ihn hier ständig, diesen Zusammenhalt. An der Supermarktkasse begrüßt die Kundin vor mir die Kassiererin mit „Junge Frau, ich krieg es billiger“. Sie klebt zwei kleine Marken auf Waren aus ihrem Einkauf. „25% Rabatt“ steht drauf. Dann dreht sie sich zu mir um. „Und der junge Herr auch“, sagt sie und versieht drei meiner fünf Artikel mit ihren Märkchen – zielsicher die teuersten.